Die Fertigung der drei neuen Schiebetore für die fünfte NOK-Schleusenkammer in Brunsbüttel nähert sich dem Abschluss. Inzwischen wurde das letzte der drei Tore aus der Montagehalle auf dem Gelände der ehemaligen Nordseewerke Emden ausgefahren. Nun werden die sogenannten Füllschütze eingebaut. Sie müssen unter freien Himmel per Kran eingehoben werden, da die lichte Höhe der Montagehalle für diesen Prozess nicht ausreicht. Jedes der Tore ragt 21 Meter auf – so hoch wie ein siebenstöckiges Haus. Bei 47 Metern Länge und neun Metern Breite bringt ein Tor etwa 2.350 Tonnen auf die Waage.
Nach dem Einbau der Füllschütze werden weitere Ausrüstungsteile wie zum Beispiel hydraulische Zylinder der Füllschütze ergänzt. Anschließend folgt der Transport der Tore per Ponton nach Eemshaven in den Niederlanden, wo sie zu Wasser gelassen und mit Krängungs- sowie Kopplungstests auf Herz und Nieren geprüft werden. Die Überführung nach Brunsbüttel ist ab November 2025 geplant und erfolgt durch Schlepper sowie die Hebepontons, die extra für die Schleusentore angefertigt wurden. In Brunsbüttel wird eines der Tore dann am Binnenhaupt eingebaut und die anderen beiden bis zu ihrer weiteren Verwendung in der fünften Schleusenkammer zwischengeparkt. Der Einbau des zweiten Tores erfolgt bis zum Sommer 2026 am Außenhaupt. Das dritte Tor dient als Reserve und wird dauerhaft in Brunsbüttel stationiert.
Blaupause für weitere Tore
Die Tore müssen über Jahrzehnte reibungslos und zuverlässig die Kammer für den Schiffsverkehr öffnen und schließen. Zudem dienen die jetzt nahezu fertigen Tore als Blaupause für weitere Tore, die dann erstellt und eingebaut werden, wenn die beiden vorhandenen großen Schleusenkammern in Brunsbüttel saniert werden. Die Tore sind dann untereinander austauschbar.
„Wir freuen uns schon jetzt darauf, die Tore im November in Brunsbüttel in Empfang zu nehmen. Der Einbau ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Verkehrsfreigabe der neuen Kammer und für die Zukunft des NOK.“, erklärt Annemarie Brandt, Projektleiterin für den Bau der fünften Schleusenkammer beim Wasserstraßen-Neubauamt Nord-Ostsee-Kanal (WNA NOK).
„Wir freuen uns, dass die Schleusentore nun weitgehend fertiggestellt sind“, ergänzt Jörn Eggert, Projektleiter der bauausführenden Arbeitsgemeinschaft in Emden. „Das war eine besondere Herausforderung für unsere Ingenieure, Techniker und Fertigungsexperten. Diese Tore vereinen höchste Präzision, enorme Dimensionen und Zuverlässigkeit – eine außergewöhnliche Leistung für alle Beteiligten.“
Hintergrund
Der Bau der fünften Schleusenkammer in Brunsbüttel ist ein wichtiger Schritt zur Modernisierung des Nord-Ostsee-Kanals und ein Schlüsselprojekt für die Entlastung des Schleusenbetriebs am West-Ende des NOK. Die neue Kammer wird 360 Meter lang (Nutzlänge: 330 Meter) und 45 Meter breit (Nutzbreite: 42 Meter) sein. 2014 wurden die Bauaufträge für die neue Schleusenkammer und drei Schiebetore erteilt. Je eines ist für den Einsatz im Binnen- und Außenhaupt der neuen Schleusenkammer geplant und ein drittes als Reserve für Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten sowie Havarien. Die Tore bestehen aus Stahlsegmenten, die im sächsischen Plauen vorgefertigt und anschließend in Emden endmontiert wurden. Auftragnehmer für den Stahlbau ist eine Arbeitsgemeinschaft bestehend aus den Unternehmen DSD NOELL und Plauen Stahl Technologie.
Die neue Schleusenkammer soll Ende 2026 für den Schiffsverkehr freigegeben werden. Die Gesamtinvestitionen für den Bau belaufen sich auf rund 1,2 Milliarden Euro.