Das geht aus dem „Hafenentwicklungsplan 2040“ hervor, den der Hamburger Senat am Dienstag beschlossen hat. Unklar ist, ob damit der gesamte Güterverkehr ins Hinterland gemeint ist oder nur der Containerverkehr. Im Containerverkehr betrug der Anteil der Schiene 2022 gut 50 Prozent, auf das Binnenschiff entfielen rund zweieinhalb Prozent. Im Gesamtverkehr betrug der Anteil des Binnenschiffs 8,5 Prozent, der der Schiene knapp 54 Prozent. Die Lücke zu den angestrebten 70 Prozent ist also geringer.
Im Hafenentwicklungsplan werden die strategischen Leitlinien für die Hafenpolitik der kommenden Jahre festgelegt, die Verfügbarkeit von Flächen für die Hafenentwicklung festgeschrieben und eine strategische Orientierung für die künftige Verwendung dieser Flächen aufgezeigt, teilte die Behörde für Wirtschaft und Innovation mit.
Dem Hafenentwicklungsplan zufolge ist perspektivisch ist von einem moderaten Umschlagswachstum auszugehen. So prognostiziert eine von der Hafenbehörde HPA in Auftrag gegebene Umschlagsprognose von 2020 im Basisszenario ein Marktpotenzial von 176,7 Mio. Tonnen für den Gesamtgüterumschlag und 13,1 Mio. TEU für den Containerumschlag bis zum Jahr 2035. Tatsächlich betrug das Volumen des Containerumschlags im Jahr 2022 rund 8,3 Mio. TEU.
Um die Binnenschifffahrt besser einbinden zu können, sollen die Abläufe und Systeme zwischen HPA und anderen Marktteilnehmern - wie beispielsweise dem Hamburg Vessel Coordination Center (HVCC) durch digitale Vernetzung besser verzahnt werden. Dafür ist unter anderem vorgesehen, die digitale Integration der Binnenschifffahrt in das System Hafen/Wasserstraßen/Logistik durch die Vernetzung der IT-Lösungen von Binnenschiffen, Binnenschifffahrtsunternehmen und Behörden voranzutreiben. Geplant ist auch, definierte Piloträume für (teil-) autonome Hafen- und Binnenschifffahrt zu ermöglichen und dafür entsprechende landesrechtliche Grundlagen zu schaffen. Ferner soll eine Richtungsstudie über die zukünftigen Antriebstechnologien der Binnen- und Hafenschifffahrt in Auftrag gegeben werden.
Um Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, will Hamburg bei künftigen Planungen hinsichtlich der Nutzung von Flächen im Hafen Nutzungsmöglichkeiten für die Binnenschifffahrt prüfen. Dies gilt auch für das Potenzial der Wasserwege für die innerstädtische Baustellenlogistik und die Abfallentsorgung. Weiterhin sollen Flächen für weitere Liegeplatz- und Umschlagoptionen der See- und Binnenschifffahrt identifiziert werden. Dabei ist darauf zu achten, dass besonders in unmittelbarer Nähe der Brücken über Norder- und Süderelbe ausreichend Warteliegeplätze bereitgestellt werden.
Zudem wird bei städtebaulichen Entwicklungen die Binnenschifffahrt berücksichtigt und die Vereinbarkeit von Wohnen und Binnenschifffahrt sichergestellt. Um Letzteres zu ermöglichen, ist eine Reduzierung der schiffsbedingten Luftschadstoffemissionen wichtig, damit die Luftqualitätsgrenzwerte auch künftig zum Schutz der menschlichen Gesundheit eingehalten werden. Hierzu wird der Ausbau der Landstromversorgung vorangetrieben: Der Hamburger Senat strebt bis 2040 die Ausstattung sämtlicher von der HPA betriebenen Warteliegeplätze mit Landzugang mit Landstromanlagen an. Die Umsetzung macht er aber von einer Förderung durch Bundesmittel abhängig.
Um die Auswirkungen des Klimawandels und des damit einhergehenden Meeresspiegelanstiegs auszugleichen, wird darauf hingewirkt, dass bei Brückenneubauten entlang der Süderelbe eine zukunftsgerichtete Durchfahrtshöhe (mindestens 5,25 m) durch die jeweiligen Baulastträger eingeplant und umgesetzt wird.
Der Hamburger Senat setzt sich für einen beschleunigten Neubau der Schleuse Lüneburg in Scharnebeck ein, um bestehende Nutzungseinschränkungen zu minimieren und die durchgängige Schiffbarkeit für moderne Binnenschiffe zu ermöglichen. Weiterhin bekennt sich Hamburg zum Gesamtkonzept Elbe und setzt sich für dessen Umsetzung durch den Bund ein. Damit wird die wasserseitige Anbindung des Hamburger Hafens an das europäische Binnenwasserstraßennetz gestärkt.
Im Zuge der Dekarbonisierung der Hafenverkehre sollen Hafenflächen, die für eine multimodale Verkehrsanbindung geeignet sind, gezielt weiterentwickelt und erschlossen werden. Durch verstärkte Nutzung von Bahn und Binnenschiff werden diese Flächen dabei logistisch und in Klimaschutzhinsicht aufgewertet. Hierfür sollen folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Stärkung und Ausbau von Bahnumschlagmöglichkeiten im Hafen,
- Prüfung geeigneter Flächen zum Um- und Ausbau von nachhaltigen Verkehrskonzepten mit Fokus auf der Bahn- oder Binnenschiffsnutzung,
- Prüfung bestehender Flächen auf eine Intensivierung der bi- oder trimodalen Nutzung (Optimierung bestehender Gleisanschlüsse oder Reaktivierung von Gleisanschlüssen),
- Prüfung bei auslaufenden Mietverträgen, ob die Eignung der Fläche für eine Bahn- oder Binnenschiffnutzung durch Neuzuschnitt oder Bündelung mit benachbarten Flächen optimiert werden kann,
- Prüfung einer Aktivierung von wenig genutzten Kanälen zur verbesserten Anbindung auf dem Wasserweg und zur Schaffung von Tidevolumen. (roe)
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