Wie der Zweckverband Hafen Straubing-Sand am 1. August mitteilte, konnte die Vertiefung um 65 Zentimeter gemeinsam mit dem bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter und allen Beteiligten gefeiert werden. Begonnen wurde mit der Maßnahme im Oktober 2022. Bevor tiefergebaggert werden konnte, war aus statischen Gründen zunächst eine Rückverankerung der Spundwände des Hafenbeckens erforderlich. Dabei wurden mehr als 1.000 Horizontalanker mit einer Gesamtlänge von 22 Kilometern in die Spundwand gesetzt. Später konnte dann parallel zur Rückverankerung mit den Baggerarbeiten begonnen werden. Um die Vertiefung der Hafensohle um 65 Zentimeter zu erreichen, mussten rund 55.000 Kubikmeter Nassbaggergut ausgehoben werden. Ein Teil dieses Materials kann im Rahmen des Hochwasserschutzes im Hafenareal wiederverwendet werden. Der Betrieb wurde durch die Bauarbeiten dank permanenter Abstimmung aller Beteiligten kaum beeinträchtigt.
„Durch den Ausbau der Donau und die Ertüchtigung des Hafens können Schiffe von Westen her in den Hafen Straubing mit bis zu 65 Zentimeter mehr Abladetiefe einfahren und dort Waren umschlagen. Das bedeutet pro Schiff 600 bis 700 Tonnen mehr Ladung, was immerhin 30 bis 40 Lkw-Ladungen entspricht“, freute sich die Wasserstraßen zuständige Unterabteilungsleiterin Hilde Kammerer aus dem Bundesverkehrsministerium (BMDV).
Andreas Löffert, Geschäftsführer der Hafen Straubing-Sand GmbH, ergänzte: „Wir freuen uns, dass Güterschiffe unseren Hafen nun nahezu ganzjährig mit voller Abladetiefe anfahren können. Leichterungen im Oberwasser entfallen. Damit gewinnt der Hafen Straubing-Sand weiter an strategischer Bedeutung innerhalb eines transeuropäischen Verkehrsnetzes.“
Der von Europäischer Union, Bund und Freistaat Bayern finanzierte Donauausbau hat im Sommer 2021 begonnen. Der erste Abschnitt zwischen der Schleuse Straubing und dem Hafen Straubing-Sand wird unter Leitung der WIGES (Wasserbauliche Infrastrukturgesellschaft mbH) um 65 Zentimeter vertieft und bis Ende 2023 fertiggestellt. In diesem Zuge wurde auch die Eintiefung des Straubinger Hafenbeckens als eine infrastrukturelle Begleitmaßnahme zum Donauausbau gefördert.
Binnenschiffstransporte sind zuverlässig, ökologisch, effizient und preiswert. Sei es für den Transport von Containern, Massengütern oder von übergroßen und schweren Stückgütern wie etwa im Windenergieanlagenbereich: Das Schiff ist universell einsetzbar; es ist „gut für alle Güter“. Ohne Staus und Fahrverbote und ohne Belästigung der Bevölkerung kann zum Beispiel ein einziges 110 Meter langes Binnenschiff problemlos die Ladungsmenge von bis zu 150 Lkw aufnehmen.
Der Binnenschifffahrtsverband BDB begrüßte zwar die Vertiefung des Hafenbeckens, wies aber darauf hin, dass die Donau und ihre dortigen Häfen auch zukünftig hinter den eigentlich vorhandenen Potenzialen zurückbleiben: Anstelle der ebenfalls erwogenen Staustufe mit Schleuse und Stichkanal (Ausbauvariante C280) werden lediglich flussbauliche Maßnahmen vorgenommen, um an 200 Tagen im Jahr die Abladetiefe zu verbessern („sanfter Ausbau“/Variante A). Die Ausbauvariante „C280“ hätte an 300 Tagen im Jahr eine Abladetiefe von 2,50 Metern gewährt und damit nachweislich eine höhere Wertschöpfung dargestellt, wurde aber von Bayern verworfen. (roe)