Die im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums erstellte „Verkehrsprognose 2040“ geht bei der Güterbinnenschifffahrt von Veränderungen im Ladungsgut aus. Massengüter wie Kohle, Erz oder Mineralölprodukte, die über viele Jahre das „Brot-und-Butter“-Geschäft der Schifffahrt waren, werden demnach wegen der Abkehr von fossilen Brennstoffen tendenziell abnehmen. „Das führt aber nicht zur Bedeutungslosigkeit dieses Verkehrsträgers, im Gegenteil“, schreibt der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) in einer Pressemitteilung. Die Güterschifffahrt wird sich auch zukünftig in angestammten Geschäftsfeldern gut entwickeln, etwa in den Bereichen Agrarrohstoffe, chemische Erzeugnisse, Steine und Erden, Metalle und Metallerzeugnisse, Sekundärstoffe und Abfälle sowie Nahrungs- und Genussmittel, betonten die Referenten bei der Vorstellung der Verkehrsprognose am 6. Februar 2025. Deutliche Zuwächse – nämlich über 52 Prozent – sind in den kommenden 15 Jahren beim Transport von Containern zu erwarten, die in großer Stückzahl über die Seehäfen Rotterdam und Antwerpen nach Deutschland kommen.
Bedarfsplan wird nicht infrage gestellt
Der BDB freut sich laut Pressemitteilung über diese „schifffahrtsfreundliche Haltung des Ministeriums, die sich auch in der weiteren Flussausbaupolitik widerspiegelt“: Der Bedarfsplan für die 35 per Gesetz festgelegten Ausbaumaßnahmen im Wasserstraßennetz (u. a. an Rhein, Main, Mosel, Neckar) werden in ihrer Gesamtheit nicht infrage gestellt. „In den Prognosen vorgenommene Verkehrsmengenvergleiche lassen noch keine Rückschlüsse auf die Wirtschaftlichkeit einzelner Ausbauprojekte zu“, so die Aussage des Verkehrsministeriums. Einig waren sich die Konferenzteilnehmer darin, dass die starre Betrachtung des Ladungsgewichts Faktoren wie etwa den Wert der transportierten Güter oder deren Volumen vollständig außer Betracht lässt. Hier müsse zukünftig eine Neubetrachtung und Neubewertung des Güterverkehrs erfolgen. Zudem arbeitet das Bundesverkehrsministerium an einer stärkeren Nutzung der Wasserstraße für Großraum- und Schwertransporte wie Rotorflügel von Windenergieanlagen oder Leistungstransformatoren in der Elektroindustrie.
Weitere Studie zu zukünftigen neuen Märkte für die Binnenschifffahrt folgt
In einer Studie lässt das Ministerium aktuell die zukünftigen neuen Märkte für die Binnenschifffahrt untersuchen – quasi als Antwort auf die energiewendebedingt entfallenden Kohletransporte. Die Studie wird im Herbst 2025 vorliegen, doch bereits jetzt werden neben den Containern und den großen und schweren Stückgütern die Transporte von Wasserstoff, Kohlendioxid, Biomasse oder Stahlschrott als Wachstums- und Zukunftsmärkte der Güterbinnenschifffahrt genannt. Potenziale werden auch in kleineren Partiegrößen gesehen, nachdem besonders lange und breite Rhein-Schiffe die Entwicklung der vergangenen Jahre dominierten.