Die über die Jahre gewachsene Partnerschaft der Akteure der Hafen-, Transport- und Logistikwirtschaft aus Litauen und Deutschland wird weiter gepflegt. Dafür ist eine knapp 30-köpfige Delegation, unter ihnen Pia Steinrücke, Senatorin für Wirtschaft und Soziales der Hansestadt Lübeck, und Niels Wiecker, Abteilungsleiter Hafen und Logistik der Behörde für Wirtschaft und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg, in der vergangenen Woche nach Riga gereist. Dort wurde ein Memorandum of Cooperation von der Liepāja Special Economic Zone Authority, der LHG und der Hansestadt Lübeck unterzeichnet, mit dem sie sich verpflichten, die Zusammenarbeit von Lübeck und Lettland weiter und ökologischer auszubauen. Teil davon ist ein „Grüner Schifffahrtskorridor“, an dessen Entwicklung die Partner noch arbeiten.
Zusammenarbeit der Häfen
Auf dem Latvian-German Port Forum am 11. Juli sagte der lettische Transportminister Kaspars Briškens: „Eine engere Zusammenarbeit mit den deutschen Häfen ist ein wichtiger Baustein für die Neuausrichtung des lettischen Transport- und Logistiksektors. Unsere Häfen blicken auf eine jahrhundertelange Zusammenarbeit zurück, die eine solide Grundlage für die weitere Entwicklung darstellt. Ich freue mich, dass ein gegenseitiges Interesse am Ausbau der Zusammenarbeit besteht und dass die Wirtschaft den Dialog jetzt mit unserem Treffen in Riga fortsetzt."
Lettland bemühe sich um eine Neuausrichtung des Verkehrs- und Logistiksektors weg von der russischen Fracht. Dafür nannte Briškens als Priorität gemeinsam errichtete Ladungsströme und Investitionen, verstärkte lettische Exporte und Ausbau der Binnenverkehre, ein Vorantreiben der industriellen Entwicklung in den Häfen und ihren Sonderwirtschaftszonen sowie forcierte Projekte für erneuerbare Energien. Außerdem solle eine neue militärische Mobilität an der Nato-Ostflanke geschaffen werden.
Engere Verbindung zwischen Deutschland und Lettland
2023 hatte der Außenhandel zwischen Deutschland und Lettland nach aktuellen Zahlen ein Volumen von 1,71 Mio. Tonnen. Der Containerverkehr zwischen Lettland und Hamburg erreichte im gleichen Jahr rund 63.000 TEU. Außerdem sei die Beziehungen zwischen den Akteuren der deutschen und der lettischen Logistikwirtschaft in den vergangenen zehn Jahren deutlich vertieft worden, wie der Hafen Hamburg Marketing und die Lübecker Hafen-Gesellschaft in einer gemeinsamen Pressemitteilung schreiben. Hierzu haben beiderseitige Besuche, die Institutionalisierung des German-Latvian Port Forums, aber auch EU-geförderte Projekte beigetragen. So leitet Hafen Hamburg Marketing seit 2023 das Projekt „Blue Supply Chains“, an dem auch die lettischen Partner beteiligt sind. Des weiteren soll die sogenannte „Rail Baltica“ die Baltischen Staaten mittels Normalspurbreite in das europäische Eisenbahnsystem integrieren und Bahnverkehre ab 2030 deutlich vereinfachen.
Ähnliche Herausforderungen
LHG-Geschäftsführer Sebastian Jürgens betonte bei dem Treffen: „Unsere Verkehre mit Lettland haben sich hervorragend entwickelt. Das ist für die LHG umso erfreulicher, da die Verkehre mit Russland seit Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges weggebrochen sind.“ So hätten sich die wöchentlichen Abfahrten zwischen Lübeck und dem lettischen Hafen Liepaja zwischen 2016 und heute von drei auf sechs verdoppelt. Lettland habe sich innerhalb weniger Jahre zu einer zentralen Logistik-Drehscheibe der Ostsee entwickelt: „Der Anteil der Logistik an der gesamten Wirtschaftsleistung in Lettland liegt bei rund zehn Prozent; EU-weit beträgt dieser Wert nur rund fünf Prozent“, erklärte Jürgens.
Senatorin Pia Steinrücke sehe „ein großes Potenzial in der Vertiefung der Zusammenarbeit, das wollen beide Seiten gerne nutzen. Für mich ist es wichtig, dass beide Seiten voneinander lernen. Ich fand es sehr beeindruckend, dass die lettische Wirtschaft so interessiert und präsent ist.“ Das zeige, welche Bedeutung diese Kooperation für das Land hat und wie wichtig diese Zusammenarbeit für die Menschen hier ist.
Marina Basso Michael, Regionaldirektorin Europa bei HHM, berichtete, dass bei Themen wie Digitalisierung, Umweltschutz, Hinterlandverkehre und Energielogistik die deutsche und lettische maritime Wirtschaft vor ähnlichen Herausforderungen stehe. "Es ist daher unbestritten, dass die seit der Zeit der Hanse verbundenen Partner weiterhin eng kooperieren müssen, um Europa gemeinsam modern, resilient und prosperierend zu gestalten“, so Basso Michael.