Nachdem am Sonntag (8.12.2024) ein Gütermotorschiff gegen die Schleuse Müden geprallt ist, diskutiert nun ein Krisenstab des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA) Mosel-Saar-Lahn, wie die Schäden möglichst schnell behoben und der Schifffahrtsbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Neben den beiden beschädigten Torflügeln bilden die Beschädigungen an den Tornischen mit den daneben sitzenden Verankerungen der Torflügel das größte Problem, heißt es in einer Pressemitteilung der WSA. Die Experten gehen momentan davon ausgegangen, dass durch die massive Stoßeinwirkung alle Verankerungen ihre maximale Last deutlich überschritten haben und beschädigt wurden. Auch an den Betonkanten mit teilweisen Verformungen der Holme müssen Betonarbeiten durchgeführt werden.
Für die Torflügel selbst wird aktuell geprüft, ob ein andernorts lagerndes Ersatztor hergerichtet und verwendet werden kann. Sollte dies nutzbar sein, wird allerdings die Komplettierung des Tores bis zu zwei Monate in Anspruch nehmen. Für viele andere Teile ist kein Ersatz vorhanden. Sie müssen erst schnellstmöglich neu hergestellt werden.
Weitere Vorgehensweise
Aktuell sieht die weitere Planung vor, dass noch im Laufe dieser Woche beide beschädigte Torflügel gesichert und mit einem Autodrehkran ausgehoben werden sollen. Dieser hat bereits einen Steg über die Kammer gelegt und wird nun die Revisionsverschlüsse setzen, damit die Schleusenkammer trockengepumpt werden kann. Sobald die Schäden unterhalb des jetzigen Wasserspiegels bekannt sind, will der Krisenstab die weitere Vorgehensweise zum Herausheben der jeweils bis zu 40 Tonnen schweren Torflügel festlegen. Für das Herausheben der Torflügel selbst wird in dieser Woche ein noch größerer Autodrehkran vor Ort erwartet.
Betroffene Schifffahrt
Neben den Herausforderungen bei der Schadensbehebung bereiten vor allem die oberhalb Müden auf Mosel und Saar festliegenden Schiffe dem WSA große Sorgen. Längere Ausfallzeiten für die Güter- und Fahrgastschifffahrt bilden enorme wirtschaftliche Belastungen. Deshalb sucht das WSA mit Hochdruck nach einer Lösung, die „gefangenen“ Schiffe in das Unterwasser von Müden zu schleusen, damit diese die Mosel in Richtung Rhein verlassen und dort andere Transporte durchführen können. Ob dies funktionieren kann, wird am Mittwoch (11.12.2024) besprochen. Die Schifffahrt wurde deshalb, gebeten auf ihren aktuellen Liegeplätzen zu bleiben.
Hintergrund: Verkehrsweg Mosel
Die Mosel ist einer der wichtigsten Transportwege für die Schifffahrt in Deutschland und Europa. Bisher wurden in diesem Jahr durch die Schleuse Müden bereits etwa 8,1 Millionen Gütertonnen transportiert, davon rund 4,6 Millionen zu Berg und 3,5 Millionen zu Tal. Der Hauptanteil der transportierten Mengen sind Erze, Metallabfälle, Mineralerzeugnisse und Brennstoffe zu Berg, sowie land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse, Eisen und Stahlprodukte zu Tal. Für einen Großteil der transportierten Güter ist die Mosel zwischen Koblenz und Trier eine Transitstrecke, je nach Richtung mit den Start- und Zielhäfen in Frankreich. Bis zu drei Millionen Gütertonnen sind davon auch auf der Saar unterwegs. Neben vielen Kleinfahrzeugen wurden in 2024 an der Schleuse Müden bisher rund 7.000 Fahrzeug der Großschifffahrt geschleust, darunter auch über 350 Fahrgastkabinenschiffe.
(Zahlenquelle: elektronische Schleusungserfassungsliste (eSel) des WSA, hier noch unplausibilisierte Werte)
O. Richert