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Gegen Nachwuchsmangel: „Mehr informieren!“

28.10.2024 10:36 Uhr | Lesezeit: 3 min
Fertige Azubis von HGK Shipping
Jonas Janz (l.) und Oliver Vertongen (r.) haben kürzlich die Ausbildung zum Binnenschiffer abgeschlossen.
© Foto: HGK Shipping

Für viele Unternehmen wird es immer schwieriger, Nachwuchs in der Binnenschifffahrt zu finden. Die SUT-Redaktion sprach mit zwei frisch gebackenen Absolventen von HGK Shipping, warum sie sich für den Beruf begeistern und wie man aus ihrer Sicht Nachwuchs gewinnen könnte.

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„Mein erster Kontakt mit der Binnenschifffahrt ist wahrscheinlich etwas ungewöhnlich. Der Ehemann meiner Tagesmutter war selbstständiger Binnenschiffer und während der Ferien durfte ich manchmal mehrere Tage mitfahren. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mich nach meinem Schulabschluss bei der HGK beworben habe. Mir gefällt, dass man ständig etwas Neues sieht und viel an der frischen Luft ist. Und die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und vielfältig: Laden, Löschen, Streichen, Festmachen, die Maschinen kontrollieren – jeder Tag ist anders.

In meiner Ausbildungszeit fand ich es toll, dass ich während der Zeit auf dem Schulschiff so viele Menschen aus unterschiedlichen Unternehmen kennengelernt habe. Jeder hat seine eigene Perspektive und davon haben wir gegenseitig profitiert. Die Bordgemeinschaft bei der HGK war auch immer sehr familiär und ich habe mich mit allen Kollegen gut verstanden. Das ist natürlich wichtig, wenn man gemeinsam so viel Zeit auf relativ engem Raum verbringt. Ich bin nach der Ausbildung bei der Chemieschifffahrt geblieben, weil die Technik auf diesen speziellen Schiffen mit den ganzen Leitungssystemen aus meiner Sicht am komplexesten ist und jedes Produkt seine ganz spezifischen Eigenschaften hat.

Dass ich keinen Nine-to-five-Job habe, stört mich gar nicht. Durch den ‚Rhythmus zwei Wochen daheim und zwei Wochen auf dem Schiff‘ hat man auf jeden Fall genügend Freizeit und sieht die Familie und Freunde. Aber man muss schon wissen, worauf man sich einlässt. Ich war ja erst 16 Jahre alt, als ich mit der Ausbildung angefangen habe und damit noch sehr jung. Aber ich wusste, worauf ich mich einlasse und dass mir der Beruf Spaß macht. Dass man eben nicht jeden Abend nach Hause kommt, muss man den neuen Bewerbern von Anfang an klar machen, weil das nicht für jeden etwas ist. 

Generell sollte die Branche viel mehr über den Beruf kommunizieren. Viele wohnen jahrelang am Rhein, machen sich aber gar keine Gedanken, wer da eigentlich die Schiffe fährt. Eine Möglichkeit wäre, dass Branchenvertreter genau wie Polizisten, Feuerwehrmänner und die Bundeswehr an die Schulen gehen und mit den Schülern sprechen. Ich glaube, das wäre eine tolle Werbung für unseren Beruf.“

Jonas Janz, 19 Jahre, Binnenschiffer bei HGK Shipping der Häfen und Güterverkehr Köln 

„Ich bin früh von zu Hause ausgezogen und habe erstmal einige Jahre im Gartenbau gearbeitet, um Geld zu verdienen. Später habe ich dann eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik angefangen, aber das war nichts für mich. Daraufhin bin ich auf die Idee gekommen, eine Ausbildung zum Binnenschiffer zu machen und habe mich bei verschiedenen Reedereien beworben. Ich bin am Rhein aufgewachsen und hatte dadurch immer einen Bezug zum Wasser. Außerdem hatte ich ein zweiwöchiges Schülerpraktikum bei der WSA Saarburg absolviert, was mir sehr gut gefallen hat. 

Mein erstes Ausbildungsjahr habe ich bei einer Reederei für Fahrgastschifffahrt gemacht, aber ich wollte raus auf Strecke und noch mehr lernen. Deshalb bin ich im zweiten Lehrjahr zur HGK in die Güterschifffahrt gewechselt, was definitiv für mich die richtige Entscheidung war. 

An der Ausbildung fand ich toll, dass die Bereiche so vielfältig sind und der Unterricht sehr praxisbezogen ist. Es gibt zum Beispiel ein großes Motorenlabor, in dem wir direkt an den Maschinen ausgebildet wurden. So haben wir den Unterrichtsstoff nicht nur in der Theorie gelernt, sondern konnten alles in die Praxis umsetzen. Bevor man in diesem Beruf anfängt, muss man sich darüber im Klaren sein, was es bedeutet, wohnortunabhängig zu arbeiten. Für mich war das kein Problem, aber das ist nicht für jeden etwas. Da muss man schon ein spezieller Schlag Mensch sein. Aber dieses Modell, nach zwei Wochen auf dem Schiff wieder zwei Wochen am Stück daheim zu sein und viel Freizeit zu haben, ist für mich das Richtige. Aktuell befindet sich das Schiff, auf das ich kommen werde, noch im Bau auf einer Werft in den Niederlanden. Bis es voraussichtlich Ende Oktober fertig ist, bin ich immer zwei Wochen dort und begleite den Bau. 

Um mehr junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern, sollte die Branche aus meiner Sicht viel mehr Werbung insbesondere auf Plattformen wie Youtube und Twitch machen und dort über den Beruf informieren. Ich sehe das als Chance für eine zeitgemäße Kommunikation, denn die Zielgruppe ist einfach auf Social Media unterwegs.“

Oliver Vertongen, 32 Jahre, Binnenschiffer bei HGK Shipping der Häfen und Güterverkehr Köln 

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www.schifffahrtundtechnik.de ist das Online-Portal der achtmal jährlich erscheinenden Zeitschrift Schifffahrt und Technik. Schwerpunktthemen sind Schifffahrt und Binnenschifffahrt, Transport und Logistik im Hafen und intermodaler Verkehr zwischen See- und Binnenhäfen. Praxiserfahrene Journalisten recherchieren vor Ort und schreiben Klartext zu Logistik in See- und Binnenhäfen, kombiniertem Verkehr, Reedereien, Güterverkehr und Schwerlastlogistik.