Um 0,8 Prozent präsentiert sich der Gesamtumschlag im Hafen Rotterdam bisher höher als noch vor einem Jahr. 233,5 Millionen Tonnen Güter wurden umgeschlagen. Ein Grund dafür sind die stockenden Gaslieferungen aus Russland seit einigen Wochen. Stattdessen kam es zu vermehrten Transporten von LNG und Kohle. Ebenso stieg der Rohöl-Umschlag im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an, Öl-Produkte hingegen waren leicht rückläufig. Rückgänge waren auch bei Eisenerz, Agrar-Rohprodukten und auf den Containerterminals zu verzeichnen. Hauptursache ist der zum Erliegen gekommene Containerhandel mit Russland.
Allard Castelein, CEO Hafenbetriebs Rotterdam: „Europa ist stark von Energie aus Russland abhängig. In der aktuellen geopolitischen Lage ist Europa sehr verwundbar. Die Verfügbarkeit von Energie und Rohstoffen zu erschwinglichen Preisen ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Positiv ist jedoch, dass in den vergangenen Monaten konkrete Schritte auf dem Gebiet der Ökologisierung und Autarkie unserer Energieversorgung unternommen wurden, insbesondere in Form von Investitionsentscheidungen für den Bau einer großen Bioraffinerie und der größten europäischen Fabrik für grünen Wasserstoff. Die Wirtschaft hat sich im letzten halben Jahr verpflichtet, 3 Milliarden Euro in die Energiewende zu investieren. Neben der Verwundbarkeit des europäischen Energiesystems bleibt auch die Stickstoffproblematik ein dringliches Thema. Verschiedene Großprojekte, darunter das CO2- Sequestrierungsprojekt Porthos, laufen angesichts der Ungewissheit und des Mangels an Stickstoffemissionsrechten Gefahr, sich zu verzögern oder befinden sich bereits im Rückstand.”
Rein finanziell lässts ich das erste Halbjahr der Rotterdamer Hafenbetriebe sehen: der Umsatz stieg um 6,3 Prozent auf 412, 2 Millionen Euro an, dabei konnte auf der Ausgabenseite 2,4 Prozent Kosten eingespart werden. Bei den Investitionen legten die Hafen-Verantwortlichen zu, mit 117,1 Millionen Euro wurden vor allem der Bau von Kaimauern im Amaliahafen sowie ein Projekt zur Landgewinnung im Alexihaven vorangetrieben.
Digitalisierung und Energiewende
Das Planungstool Routescanner zur digitalen Logistikplanung wurde um weitere Binnenschifffahrts-, Eisenbahn- und Shortsea-Operatoren und Reedereien erweitert. Über das Planungstool Nextlogic wurden seit der Freischaltung im Oktober 15.000 Binnenschifffahrtscalls eingeplant. Zusammen mit den Akteuren der Logistikkette wird an der Einführung des integrierten Planungssystems im Hafen von Rotterdam und am Anschluss neuer Partner gearbeitet.
Vor allem in Richtung Energiewende sind große Investitionspakete von Partnerunternehmen verabschiedet worden, darunter eine große Bioraffinerie und eine Anlage zur Gewinnung von grünem Wasserstoff, nach Angaben des Hafens Rotterdam die größte in Europa. Zusätzlich plant eine Gruppe von Firmen einen Importterminal für Ammoniak. Weitere Investitionen betreffen eine Wasserstoff-Tankstelle für Trucks sowie eine großzügige Anlage für das Recycling von Akkumulatoren. Insgesamt sollen in den nächsten Jahren um die drei Milliarden Euro in die Hafen-Infrastruktur fließen.