Auf dem Dortmund-Ems-Kanal zeigte das rund 100 Meter lange und 10,5 Meter breite Trockengüter-Motorschiff „Niedersachsen 22“, dass es eigenständig kollisionsfrei fahren kann. Das Das 1982 erbaute Schiff wird von der HGK Shipping bereedert und ist überwiegend im westdeutschen Kanalnetz zwischen Rhein und Elbe unterwegs. Die maximale Nutzlast beträgt 2326 Tonnen.
Das Testschiff wurde im Rahmen des Projektes mit optischer Sensorik und Kameras ausgestattet. Am Heck wurden dabei eine Monokamera sowie ein Short-Range-Lidar installiert. Neben dem werksseitig verbautem Radar-System wurde das Schiff am Bug mit einer Stereokamera, einer Monokamera und einem Long-Range-Lidar ausgestattet. Desweiteren sind auf beiden Seiten, jeweils an Voraussicht und Achteraussicht, Monokameras verbaut. Auf Basis der Daten werde ein kollisionsfreier Kurs berechnet, den das automatische Steuerungssystem dann umsetze, erläuterte Projektleiter Jan Oberhagemann.
Mittlerweile transportiert das Schiff auch wieder Güter. Eine Ladung Erz sollte noch am Montag auf den Weg nach Duisburg gebracht werden, wie Frank Goeldner von der HGK Shipping erzählte. Die autonome Steuerung funktioniere gut, bisher sei kein Eingreifen nötig gewesen.
Ein Schiffsführer müsse zur Sicherheit aber nach wie vor an Bord sein. Langfristig soll die autonome Steuerung auch helfen, den Nachwuchsproblemen der Branche zu begegnen. «Wir suchen immer händeringend nach Personal», berichtete Goeldner.
Landes-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) verspricht sich nach eigenen Worten von der Forschung nicht nur eine Antwort auf den Fachkräftemangel, sondern auch auf den Klimawandel. „Wir brauchen die Binnenschifffahrt nicht nur, um große Mengen zu transportieren, sondern auch um Klimaziele zu erreichen“, sagte er in Waltrop.
Forschung zu autonomen Systemen beschäftige alle Verkehrsbereiche, sagte Rupert Henn, Geschäftsführer des DST und Initiator des Projekts. Im Rahmen des Projekts „AutoBin“ forschen Wissenschaftler des DST und der Universität Duisburg-Essen seit Oktober 2019 daran, solche Technik auf die Binnenschifffahrt anzuwenden.
Bis die autonome Steuerung in größerem Stil in der Binnenschifffahrt eingesetzt werden kann, werden voraussichtlich noch einige Jahre vergehen. „Schätzungsweise brauchen wir noch drei bis fünf Jahre, um den technischen Standard zu schaffen“, sagte Goeldner. Entsprechende Genehmigungsverfahren könnten noch länger dauern. (dpa/roe)