Seit Anfang Januar läuft der Probebetrieb mit Binnenschiffen, die salzhaltige Wässer vom K+S-Standort Friedrichshall bei Sehnde (südöstlich von Hannover) über den Mittellandkanal nach Wunstorf-Kolenfeld bringen. Über eine Pipeline werden sie zur Flutung des 2018 stillgelegten K+S-Bergwerks Sigmundshall genutzt, wie es in Niedersachsen für Salzbergwerke gesetzlich vorgeschrieben ist. Das soll gemäß den Vorgaben im Abschlussbetriebsplan innerhalb von 20 Jahren abgeschlossen sein. Um das vorgesehene Flutungsziel zu erreichen, transportiert K+S auch salzhaltige Wässer nach Sigmundshall, die an niedersächsischen Standorten und den Kaliwerken im Fulda-Werra-Revier anfallen. So kann die Nutzung von wertvollem Brauchwasser für die Flutung des Bergwerks minimiert werden.
Bisher wurden die Salzwässer nur per Zug von den verschiedenen Standorten direkt nach Sigmundshall gefahren. Neuerdings werden sie auch per Zug nach Sehnde gebracht und am Anleger des Standorts Friedrichshall auf Schiffe umgeladen. Dafür wurden in Sehnde eine Leitung von der vorhandenen Bahnentladestelle zum Schiffsanleger errichtet. Entladen werden die Schiffe bei der Anlegestelle der Agravis in Wunstorf-Kolenfeld, wo für das Entladen der Schiffe ein Betriebsbecken, eine Pumpstation und ein Schiffsanleger neu errichtet wurden.
Zum Einsatz kommen aktuell die Binnenschiffe „Marten“ (gebaut von Navia B.V. 2009, 110 Meter lang, maximal 2500 Tonnen Tragfähigkeit) und die „Imke“ (gebaut 2010 von Shipyard ATG in Gurgiu/Rumänien, 99,8 Meter lang, Tragfähigkeit 1970 Tonnen) der Reederei Deymann.
„Der Probebetrieb verläuft bisher sehr gut. Sowohl die Technik als auch die Logistik spielen sich entsprechend ein“, erklärt Teilprojektleiter Tim Warncke. Im bisherigen Betrieb werden zwei Schiffe mit einer Gesamtkapazität von 3500 Tonnen eingesetzt und jeweils vormittags in Sehnde beladen. Sie fahren vier Stunden lang über 40 Kilometer auf dem Mittellandkanal nach Wunstorf-Kolenfeld, wo sie bis zum jeweiligen Abend entladen werden. Vom Hafen der Agravis werden die salzhaltigen Wässer über eine 3,7 Kilometer lange Pipeline zum Schacht Kolenfeld transportiert, wo sie über eine Fallleitung in die Grube Sigmundshall gelangen. „Die Pipeline wurde im zweiten Halbjahr 2022 weitgehend in einer umweltschonenden unterirdischen Bauweise neben dem Mittellandkanal verlegt und pünktlich im Zeitplan fertiggestellt“, erläutert Warncke.
„Mit Schiff und Pipeline steht uns ein zusätzlicher Transportweg offen, um die salzhaltigen Wässer von anderen Standorten nach Sigmundshall zu bringen“, erklärt Projektleiter Bernd Klee. „So können wir die kontinuierliche Flutung des Bergwerks Sigmundshall gewährleisten und auch die Entsorgungssicherheit erhöhen“, fasst Klee zusammen. Für das gesamte Vorhaben investiert K+S rund 10 Millionen Euro. (roe/dü)