ZDS-Hauptgeschäftsführer Daniel Hosseus dazu vergangene Woche: „In der Realität gelingt dies in keiner Weise zufriedenstellend.“ Nicht die Elbvertiefung sei gescheitert, sondern die nachhaltige und verlässliche Unterhaltung der Wasserstraßeninfrastruktur. Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt des Bundes hatte Anfang des Monats wegen der großen Schlickmengen entschieden, die schiffbare Wassertiefe der Tideelbe vom 1. Dezember an zunächst bis zum 30. November 2023 um einen Meter einzuschränken.
„Dass Hamburg dem Bund bei der Unterhaltung der Elbe unter die Arme greifen muss, führt die jahrelange Vernachlässigung beim Aufbau von Personalkapazitäten vor Augen“, klagte Hosseus. Die Elbe sei aber nur das prominenteste Beispiel. Auch der Nord-Ostsee-Kanal oder der Strelasund sind weit von ihrem Soll-Zustand entfernt. Dabei seien die Konsequenzen für Häfen und Schifffahrt enorm. „Es ist in etwa so, wie wenn die Autobahnen A1, die A2 und die A7 alle nur einspurig befahrbar wären und das über Jahre.“ Nach Ansicht das ZDS muss ein nationales Sedimentmanagement geschaffen werden: „Die Häfen sind für die gesamte Wirtschaftsnation schlicht zu wichtig, um passiv zuzuschauen, wie der Streit über Jahre eskaliert.“
Auch der Hamburger Hafen fordert den Bund dazu auf, in einem nationalen Hafengipfel die Probleme endlich anzupacken. Dabei solle mit den anderen norddeutschen Bundesländern über die Zukunft der Seehäfen gesprochen werden, heißt es in einem Brief von Bürgermeister Peter Tschentscher und Handelskammerpräses Norbert Aust an Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Verkehrsminister Volker Wissing. Ein Thema des Briefes ist ebenfalls der Schlick in der Elbe.
Pläne zur Elbvertiefung kurz vor dem Scheitern
Der NDR sieht nach eigenen Recherchen die Elbvertiefung kurz vor dem Scheitern. In einer Tagesschau-Meldung heißt es, Die "Fahrrinnenanpassung" sollte den Zugang der großen Containerfrachter zum Hamburger Hafen spürbar verbessern, Schiffe mit bis zu 20.000 Containern sollten problemlos in den Hafen einfahren können. Allerdings hätten Schiffe dieser Dimension auch bei „einer rundum gelungenen Elbvertiefung“ mit einer Ehöhung auf 14,5 Meter bei Flut und auf 13,5 Meter tideunabhängig zu viel Tiefgang, um die Elbe problemlos befahren zu können. Superfrachter haben in voll beladenem Zustand 15 und mehr Meter Tiefgang. Der NDR fügt hinzu, dass die angestrebte Tiefe der Fahrrinne gar nicht gehalten werden kann. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) hat die zulässigen Maximaltiefgänge auf der gesamten Unterelbe heruntergesetzt, je nach Schiffstyp um bis zu 80 Zentimeter. Diese Einschränkung gelte für eine Dauer von "bis zu zwei Jahren". Das kommt einer weitgehenden Rücknahme der Elbvertiefung gleich, auch wenn der Bund betont, die Fahrrinnenanpassung stehe "nicht in Frage".