Eignet sich Wasserstoff als mittelbare Stromquelle oder als Verbrennungskraftstoff für den Betrieb von Rangierloks in Häfen? Dieser Frage wollen die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB), das Smart Mobility Institute an der Hochschule Bremerhaven, das Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft an der Hochschule Bremen GmbH (IEKrW), der Bahntechnikproduzent Alstom sowie die beiden Hafenehörden bremenports und Hamburg Port Authority (HPA) im Verbundprojekt sH2unter@ports nachgehen, das am Donnerstag offiziell gestartet wurde.
Ziel ist, Rangierlokomotiven in bremischen und Hamburger Hafengebieten auf den Betrieb mit Wasserstoff umzustellen. Dafür sollen unter anderem die Bedingungen für die Betankung ermittelt sowie Sicherheits- und Rechtsfragen geklärt werden. Am Ende des Projektes stehe ein konkreter Umsetzungsplan, teilten die Partner mit. Das Projekt solle einen Beitrag leisten, bis 2035 die CO2-Neutralität im Hafen zu erreichen. Die Ergebnisse des Projekts „sH2unter@ports“ sollen auf andere Häfen und Rangierbetriebe übertragbar sein. Grund für die Wahl von Wasserstoff als Kraftstoff ist, dass direktelektrischer Betrieb aus einer Oberleitung in den Häfen nicht praktikabel ist und die Energiedichte von Batterien zu gering ist. Projektpartner Alstom hat bereits Erfahrung mit Wasserstoff-Triebzügen für den Personennahverkehr. Sie werden bei der EVB seit Ende 2022 planmäßig im Fahrgastbetrieb eingesetzt.
Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt läuft voraussichtlich bis zum 31. Mai 2024 und wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP II) durch das Bundesverkehrsministerium (BMDV) gefördert. Das Projektvolumen beläuft sich insgesamt auf über 1,2 Millionen Euro.
Polen geht voran
Auf der Eisenbahn-Fachmesse Innotrans im Semptember hatte der polnische Lokhersteller Pesa bereits einen Rangierlok-Demonstrator mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb und 720 kW Spitzenleistung vorgestellt. Nach Auskunft von Pesa-CEO Krzysztof Zdziarski gegenüber SUT soll die Serienlok rund 3 bis 4 Millionen Euro kosten. Unmittelbar nach der Messe wollten Pesa und Partner Orlen die Zulassung in Angriff nehmen. Ziel sei, die Lok in ganz Europa verkaufen zu können - ausdrücklich auch in Deutschland. Schon jetzt sei ein großes Interesse des Marktes zu spüren, sagte Zdziarski. (Matthias Roeser)